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CD Cover


Den Namen Legacy of Kain wird sicherlich der eine oder andere bereits gehört haben. Die Soul Reaver - Reihe ist bis heute noch unter Rätsel-Freunden recht bekannt. Blood Omen: Legacy of Kain ist der allererste Titel.

Blood Omen erzählt die Geschichte des Adeligen Kains, der auf seiner Reise durch das Königreich Nosgoth von Baditen umgebracht wird und von einem Nekromanten als Vampir wiederbelebt wird. Das Setting des Spiels ist dem Fantasy-Genre anzusiedeln, jedoch nichts für Freunde von Zwergen und Elfen. Denn Nosgoth ist eine Dark-Fantasy-Welt. Hier lieben so viele schlechte Menschen, dass man sich früher oder später fragt, wie die eigentlich alle überleben können.

Geschichte

Kain ist ein junger Mann aus adeligem Geschlecht. Bei seiner Reise durch Nosgoth wird er eines Abends aus einer Taverne geschmissen und von auflauernden Banditen ermordet. Der Nekromant Mortanius belebt ihn wieder und verwandelt ihn mit den Worten "Du wirst das Blut bekommen, nach dem es dich dürstet" in einen Vampir. Er bekommt seine Rache und stellt fest, dass dieser Fluch für den Rest seines Lebens an ihm haften bleibt. Und da er nun unsterblich ist, wird dies für eine sehr lange Zeit sein.

Sein Weg führt ihn schließlich zu den Säulen von Nosgoth. Hierbei handelt es sich um 9 Säulen, die aus der Erde bis in den Himmel ragen und für die Stabilität der Welt sorgen. Jede der Säule hat einen Wächter und Kain trifft bei seinem ersten Besuch direkt auf die Wächterin der Säule des Gleichgewichts: Ariel. Sie ist nichts weiter als ein Geist mit gespaltenem Schädel. Sie wurde umgebracht und Nupraptor, ihr Geliebter, wurde wahnsinnig und hat langsam den Verfall der Säulen heraufbeschworen, denn auch die anderen Mitglieder sind inzwischen wahnsinnig oder verdorben. Kains Aufgabe ist es, alle Wächter zu töten und ihre jeweiligen Reliquien den Säulen zurückzugeben.

Erzähltechnisch stellt Blood Omen noch heute die meisten Spiele in den Schatten. Immer wieder gibt Kain Kommentare ab und offenbart dem Spieler, dass er ebenso korrupt ist wie jeder andere Mensch in Nosgoth und es sogar genießt, seine Opfer abzuschlachten. Der deutsche Sprecher leistet hervorragende Arbeit und vermittelt ein gutes Bild des bleichen Adeligen, auch wenn der Sound natürlich etwas blechern klingt. Es stammt halt aus dem Jahr 1996. Dafür sind die Texte und Dialoge so professionell geschrieben, dass man sich denkt, man hat ein Drama vor sich und kein stupides Videospiel. Auch hier stellt es noch heute andere Spiele, die auf ähnliche stilistische Mittel zurückgreifen, etwa Alan Wake, in den Schatten. Hervorzuheben sei auch Kains Kampfschrei, den er im Gemetzel gerne brüllt: "Vae Victis", wehe dem Besiegten.

Inhaltlich ist die Geschichte gut durchdacht und abwechslungreich. Sie bietet einige interessante Wendepunkte ("Mindfucks" wäre eventuell zu übertrieben) und, das sei zumindest gesagt, Zeitreisen.


Gameplay

Eine Zauberkarte

Wer Kain auf seiner Suche nach den Wächtern begleitet wird sich irgendwann an die The Legend of Zelda Teile erinnert fühlen. Das bezieht sich nicht nur auf das Gameplay - denn auch Kain steuert man aus der Vogelperspektive - sondern auch auf den Ablauf: Die Wächter besitzen alle ihre eigenen Festungen und warten dort auf ihren Henker. Doch nach einiger Zeit lässt das Gefühl nach und man merkt, dass es schließlich doch anders ist.

Schon zu Beginn sei gesagt: Die Steuerung ist ein Graus. Die Kollisionsabfragen stammen aus der Hölle. Man muss Angriffe ganz genau timen und darauf achten, wie man sich positioniert, sonst wird man selbst getroffen und bös verletzt. Besonders ärgerlich ist es bei Gegnern, die mit Wurfgeschossen aufwarten. Noch ärgerlicher ist es, wenn man es mit mehr als zweien zu tun hat. Und besonders ärgerlich ist es, dass Kain zurückgeschleudert wird, wenn der Feind ihn trifft, ganz unabhängig davon, ob es ein Schwert oder ein Zauber ist. Man erlebt es gewiss ein paar (zugegeben wenige) Male, in denen man wie eine Kugel beim Pinball durch die Gegend geschleudert wird und hinterher stirbt.

Das ist das einzig Ärgerliche und darüber sollten wir froh sein, denn es sind schon gewichtige Punkte. Die Umsetzung des Vampir-Daseines beispielsweise ist wirklich absolut gelungen. Kain kann sich von feindlichen Soldaten oder Zivilisten ernähren, ihr Blut aufsaugen und somit sein eigenes Leben verlängern. Oder besser gesagt: Saug am Menschen und dein Lebensbalken füllt sich.

Anfangs läuft Kain mit einer gewöhnlichen Rüstung und einem normalen Schwert durch die Gegend, das ändert sich aber mit der Zeit, denn in vielen Dungeons lassen sich neue Ausrüstungsgegenstände finden. Und jeder hat seine Vor- und Nachteile. So verteilt die Geisterrüstung erlittenen Schaden auf Mana und Leben gleichermaßen, der Streitkolben haut dicke Gegner um, versagt aber bei kleineren.

Irgendwann findet man auch ein Schwert namens Seelenräuber, besser bekannt als "Soul Reaver". Es ist die beste Waffe im Spiel, allerdings auch die kostspieligste: Jeder Treffer kostet einen bestimmten Anteil an Mana, und dieses füllt sich eigenständig nicht wieder auf bzw. nur sehr sehr langsam. Es ist daher ratsam, sich diesen Deus Ex Officina Ferraria für die wirklich harten Brocken aufzusparen.

Die meisten Items gibt es in Form von Spielkarten. Neben Rüstungen und Waffen findet man auch Zauber, bei denen zwischen Einmal- und Mehrfachzaubern unterschieden wird. Einmalzauber ziehen kein Mana ab und können nur einmal verwendet werden (die Karten lassen sich jedoch stapeln) während Mehrfachzauber mehrmals verwendet werden können, dafür aber auch Mana abziehen. Gerade bei den Einmalzaubern haben sich die Entwickler scheinbar ausgetobt, denn die meisten sind ziemlich schmerzhaft. Da wird dem einen die Haut vom Fleisch gerissen während des anderen Körper schrumpft, jedoch nicht die Knochen. Er stirbt an inneren Quetschungen und Blutungen. Und das war nur ein Beispiel aus einer Reihe von ziemlich durchgedrehten - aber auch amüsanten - Ideen.

Doch Kain ist nicht nur ein Kämpfer und Zauberer, sondern ein Gestaltenwandler. Sein Repertoir umfasst die Verwandlung in eine Fledermaus, mit der er sich von einem Punkt zum anderen teleportieren kann; dann einen Wolf, Nebel, einen Bauern und einen Adeligen. All diese Elemente wurden klug ins Spiel integriert und werden auch - bis vielleicht auf die menschlichen Verkleidungen - benötigt.


Technik

Die Lichteffekte

Blood Omen bot keine technischen Besonderheiten, die andere Spiele nicht besaßen. Es lief bzw. läuft nur in einer Auflösung von 640 * 480 Pixeln. Die Zwischensequenzen sind allesamt gerendert, für die damalige Zeit wahrscheinlich eine hervorragende Qualität, heute - verständlicherweise - belächelnswert. Gerendert sind auch die normalen Grafiken, was man ihnen auch ansieht. Positiv hervorzuheben sind die Lichteffekte der Höhlen und Verliese, die - zusammen mit der Vertonung - eine wirklich gute Atmosphäre schaffen. Hervorheben tut sich auch die Hintergrundmusik: Netter Hardrock, sogar mit Lyrics.

Nachwirkungen

Spätestens seit Soul Reaver, welches sich inhaltlich stark vom Vorgänger unterschied, erfreute sich die LoK - Reihe einer recht großen Fangemeinschaft. Es ist erfrischend zu sehen, wenn man in die Vergangenheit blickt, dass es einst etwas gab, was das genaue Gegenteil des heutigen Twilight-Hypes ist. Wo Stephanie Meyers glitzernde Glamourvampire sich um die Wette selbstbemitleiden, zogen in Nosgoth die Vampire los und versuchten die Macht an sich zu reißen. Man könnte wirklich darauf beharren, dass die sich später entwickelnde Geschichte um Kain und seinem besten Mann Raziel ein Gegenstück zum heutigen Schmusevampirismus darstellt, doch das stimmt nicht. Wer sich die Matrix-Trilogie angeschaut und sie verstanden hat, der weiß, dass sich alles irgendwann ausgleichen muss. Und man kann sehr wohl sagen, dass LoK zwar das Gegenteil des heute vorherrschenden Vampirbilds darstellt, man muss aber berücksichtigen, dass es auch der Auslöser dessen war.

Denn die große Fanbase von damals bestand zu einem bemerkenswerten Anteil aus jungen Mädchen. Und man mag sich vorstellen, dass es dem einen oder anderen sicherlich grauste, in der Google-Bildersuche nach Kain und Raziel zu suchen, denn LoK lieferte den Beweis, dass Fanart scheiße ist. Unzählige Bilder wurden produziert und veröffentlicht, die Kain und Raziel beim Küssen und noch mehr zeigten. Man kann also durchaus behaupten, dass die damalige Fangemeinschaft von LoK die heute Fangemeinschaft von Twilight ist. Zumindest bei einigen ist das der Fall. Es bleibt abzuwarten, bis es einen weiteren Ausgleichsversuch gibt, denn der Schmusevampirismus ist heutzutage eindeutig in der Überzahl.

Empfehlung

Wer gerne mal ein ordentliches Vampirsetting erleben möchte, die eine Geschichte präsentiert, die auch nach 4 weiteren Teilen nichts von ihrer Faszination und Spannung verloren hat, dem sei Blood Omen wärmstens ans Herz gelegt. Wer sich gerne actionreich und elegant durch Gegner schnetzeln möchte, der ist hier falsch.

Bezugsquellen

Überraschung: Es gibt das Spiel nicht mehr im Laden. Wer hätte das bei einem Spiel aus dem Jahr 1996 auch gedacht? Bei Amazon kostet das Spiel bis zu 60 € für den PC. Man sollte sein Glück bei eBay versuchen, auf dem Flohmarkt oder sich auf andere Quellen verlassen.

Gallerie

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